Alltagshürden aus dem Weg schaffen – das ist das Ziel der diesjährigen Pro Infirmis Kristallverleihung zum Thema «Wir lassen uns nicht behindern». Personen mit einer Behinderung, Angehörige und Bezugspersonen erhielten die Möglichkeit, auf ihre Alltagshürden aufmerksam zu machen. Die Reaktion war überwältigend. 49 Alltagshürden wurden eingereicht und auf der Internet-Seite www.alltagshuerden.ch veröffentlicht. Nun sucht Pro Infirmis kreative Lösungsvorschläge. Die Besten werden prämiert.
Pro Infirmis sucht Lösungsvorschläge
Ein mehrfach genanntes Hindernis sind Türen, Lifte oder Eingänge, die von Personen mit einer Behinderung nicht selbständig geöffnet werden können. Auch im Bereich des öffentlichen Verkehrs gibt es immer noch Hindernisse. So ein Betroffener: «Es gibt noch immer Züge, die Treppen haben, Postautos und Busse die entweder zu wenig Platz bieten und keine Rampen besitzen. In manchen Fällen kommt es auch vor, dass der Zug rollstuhlgerecht eingerichtet ist, es sogar eine autonome Klappe hat, welcher den Zug mit dem Perron verbindet. Diese Klappe ist aber an einigen Bahnhöfen zu hoch».
Betroffene berichten auch von der Schwierigkeit eine Arbeitsstelle zu finden. Dies zeigt folgende Situation: «Herr F. verlor vor gut zwei Jahren wegen gesundheitlichen Beschwerden seine Arbeitsstelle. Es folgte die Anmeldung bei der Arbeitslosenversicherung und gleichzeitig auch bei der Invalidenversicherung. Die Arbeitslosenversicherung beschreibt Herrn F. als «nicht vermittelbar», gleichzeitig lehnt die Invalidenversicherung Rentenleistungen ab. Eine Arbeitsstelle ist trotz Arbeitsbemühungen und hoher Motivation nicht zu finden. Die fehlende Koordination der Sozialversicherungen und die Ausgrenzung vom Arbeitsmarkt machen Herrn F. täglich stark zu schaffen.»
Auch wirken die Corona-Massnahmen bei Menschen mit Hörbehinderung ausgrenzend. Folgende Aussage bestätigt dies: «Während der Pandemie bin ich in Bezug auf die Kommunikation eingeschränkt. Da ich hörbehindert bin, benötige ich den Blick auf die Lippenbewegungen, um gut zu verstehen. Die Maske verhindert diese Sicht und bei einem Visier klingt es undeutlicher.»
Ein weiteres Beispiel betrifft die Behindertenparkplätze: «Oft wird der Behindertenparkplatz durch Autos von Nichtbehinderten besetzt. Die Anzahl der Behindertenparklätze ist sehr bescheiden, und da wäre es wünschenswert, diese für Betroffene freizulassen.»
Sämtliche 49 Alltagshürden sind auf der Homepage www.alltagshuerden.ch publiziert. Noch bis zum 14. September 2021 können Lösungsvorschläge direkt ins Internet gestellt werden. Die kreativsten und wirksamsten Lösungen werden prämiert und gewinnen den Pro Infirmis Kristall 2021. Am 22. November 2021 findet die öffentliche Preisverleihung im Titthof Chur statt.