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Weiterbildung politinklusiv: «Wir sind politisch untervertreten und zu wenig sichtbar.»

Menschen mit Behinderungen sind in der Politik untervertreten. Ihre Anliegen werden zu wenig wahrgenommen und ihre Stimmen zu wenig gehört. Dabei mangelt es nicht an Interesse, wie die innert Kürze ausgebuchte Weiterbildung politinklusiv von Pro Infirmis zeigt. politinklusiv ist die erste politische Weiterbildung, die sich spezifisch an Menschen mit Behinderungen richtet und dauert von Januar bis April 2022. Sie vermittelt Grundlagen und Praxistipps zu Themen wie Kampagnen, Medienarbeit oder Mobilisierung. Damit leistet Pro Infirmis einen Beitrag zur Umsetzung der von der Schweiz ratifizierten UNO-Behindertenrechtskonvention (UN-BRK), die in Artikel 29 die Teilhabe am politischen Leben explizit vorsieht. 

«Wir sind in politischen Gremien und Organisationen wenig bis gar nicht vertreten, obwohl jede*r fünfte Einwohner*in der Schweiz mit einer Form von Behinderung lebt.»  Das sagt Peter Buri aus Ostermundigen bei Bern. Er lebt mit einer Muskeldystrophie Duchenne Typ 2 und nimmt an politinklusiv teil, damit er sich «das politische Rüstzeug und den nötigen Feinschliff» holen kann, um seine politischen Ziele zu erreichen. Diese sind ambitioniert, wie Peter Buri erzählt: Grosser Gemeinderat, Kantonsparlament, später vielleicht mal Nationalrat. «Das alles, um Menschen mit Behinderungen Sichtbarkeit zu verleihen und eine Stimme zu geben.»

Sina Eggimann aus Rapperswil SG wurde vor kurzem in den Parteirat einer nationalen Partei gewählt und freut sich, dort erste politische Erfahrungen zu sammeln, bevor sie ein weiteres Amt auf kommunaler oder nationaler Ebene anstrebt. Sie findet politinklusiv sehr motivierend, weil sie sich mit anderen politisch aktiven Menschen mit Behinderungen aus der ganzen Schweiz vernetzen kann. Sie lebt mit einer Muskelerkrankung und engagiert sich im Vorstand der Schweizerischen Muskelgesellschaft. Sina Eggimann fordert, dass Menschen mit Behinderungen in politische Entscheidungen einbezogen werden, erst recht, wenn sie direkt betroffen sind. «Ein Beispiel: Seit 18 Jahren ist bekannt, dass Anfang 2024 – also in knapp zwei Jahren – der öffentliche Verkehr zugänglich sein sollte. Trotzdem werden immer noch nicht selbständig nutzbare Bushaltestellen gebaut und bei weitem nicht alle Bahnhöfe sind barrierefrei.»

Die Motivation, sich aktiv politisch zu beteiligen, ist bei Peter Buri und bei Sina Eggimann – sowie bei allen anderen Kursteilnehmer*innen – spürbar. «Wir sind zu wenig sichtbar, ungenügend vertreten und werden zu oft vergessen oder missverstanden. Es ist wichtig, dass wir nun proaktiv mitwirken und sichtbar werden», bringt es Peter Buri auf den Punkt. Sina Eggimann ist gleicher Meinung: «Ich sehe, dass eine grosse Aufbruchstimmung herrscht. Immer mehr Menschen mit Behinderungen werden politisch aktiv. Angebote wie politinklusiv leisten einen wichtigen Beitrag dazu.»

Die erste Durchführung von politinklusiv stösst denn auch auf grosses Interesse, die Kurse sind auf Deutsch und auf Französisch ausgebucht. Die Weiterbildung wird digital durchgeführt, dauert noch bis Ende März und wird am 8. April mit einem Vernetzungsanlass in Bern abgeschlossen. 

Nach den positiven Erfahrungen mit der ersten Durchführung wird Pro Infirmis politinklusiv 2023 erneut anbieten. Wir freuen uns, wenn Sie über diese erste politische Weiterbildung für Menschen mit Behinderungen berichten oder die Information in Ihren Netzwerken verbreiten und stehen selbstverständlich gerne für Fragen zur Verfügung:

politinklusiv@proinfirmis.ch 

Mehr Informationen zu politinklusiv auf der Website von Pro Infirmis:

Politinklusiv

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