Fallbeispiel: „Ich war kurz davor aufzugeben“
Kathrin G. erkrankte als Kleinkind an Kinderlähmung und ist seitdem auf Krücken und in letzter Zeit fast ausschliesslich auf den Rollstuhl angewiesen. Doch sie will ihren Söhnen Mirco (12) und Florin (11) eine vollwertige Mutter sein.
Als Kleinkind infizierte sich Kathrin G. mangels Impfung mit dem Polio-Erreger – ihre Beine waren seitdem gelähmt. Über Umwege wurde sie in die Schweiz adoptiert, schloss die Schule ab und machte eine KV-Lehre, arbeitete danach jahrelang als Buchhalterin. Trotz ihrer gelähmten Beine pendelte sie selbstständig mit den öffentlichen Verkehrsmitteln in die Stadt und zurück. Mit Ende 30 lernte sie ihren Mann kennen. Kurz darauf kamen Mirco und dann Florin zur Welt. Doch das Eheglück hielt nur kurz. Kathrin G. ist seitdem alleinerziehend – die Kindererziehung liegt ganz alleine bei ihr. Zu dieser Zeit fingen die massiven Schlafprobleme an, die bis heute andauern, und Frau G. ständig erschöpfen. Dazu plagen sie starke Rückenschmerzen, finanzielle Sorgen und der Kampf um die IV-Anerkennung. «Das war die schwierigste Phase in meinem Leben. Manchmal war ich kurz davor aufzugeben, aber ich musste weitermachen. Für Mirco und Florin.»
In dieser schweren Situation helfen Kathrin G. immer wieder die Sozialberatung und der Entlastungsdienst von Pro Infirmis. Die Mitarbeitenden verschaffen KathrinG. für ein paar Stunden Luft. Sie gehen mit den zwei Buben auf den Spielplatz oder machen Ausflüge. Dank Zuschüssen von Pro Infirmis an Hilfsmittel verfügt sie heute über einen speziellen Rollstuhl, der ihr mehr Mobilität verschafft. „Wenn es etwas gibt, auf das ich mich bisher immer verlassen konnte, so sind es meine Kinder und Pro Infirmis. Dafür bin ich unglaublich dankbar.»
Kinderlähmung, auch bekannt als Polio (lat. Poliomyelitis), ist eine Infektionskrankheit, die durch das Polio-Virus hervorgerufen wird. Die meisten Erkrankten haben keine oder nur leichte Symptome. Bei einigen Menschen nimmt Polio jedoch einen schweren Verlauf, der zu lebensbedrohlichen Lähmungen und anderen bleibenden Schäden führen kann. Auch ist es möglich, dass erst viele Jahre nach der Infektion Spätschäden auftreten (sog. Post-Polio-Syndrom). Auch Erwachsene können an Polio erkranken.
„Auf meine Kinder und Pro Infirmis kann ich mich verlassen“