Corona betrifft besonders auch pflegende und betreuende Angehörige von Menschen mit Behinderung. Weil viele Betreuungsangebote nicht mehr verfügbar sind, fällt besonders viel Arbeit auf die Angehörigen. Sie fühlen sich im Stich gelassen. So auch Doris R., die in der Corona-Krise ihre Arbeit aufgeben musste, um ihren Sohn daheim zu betreuen.
Betreuende Angehörige in der Krise
„Die Gesundheit meines Sohnes ist mir am wichtigsten, ich konnte auf keinen Fall weiterarbeiten“, sagt Doris R. Ihr Sohn René, 33-jährig und geistig beeinträchtigt, arbeitete tagsüber im geschützten Rahmen in der Werkstätte. Doch René gehört zur Risikogruppe, wegen der Corona-Krise hat er keinen Zugang mehr zum Tagesstrukturangebot. Doris R. musste von einem Tag auf den anderen ganz alleine die Betreuung ihres erwachsenen Sohnes übernehmen – und damit ihre Arbeitsstelle im Kundenkontaktcenter riskieren. „Mein Sohn kann sich nicht alleine beschäftigen, er ist auf ständige Betreuung angewiesen.“ Und für die Anstellung eines Assistenten fehlt schlicht das Geld.
Doris R. fühlte sich nicht ernst genommen. „Meine Ferientage sind alle aufgebraucht und eine Erwerbsentschädigung gibt es nicht.“ Wie alle betreuenden und pflegenden Angehörigen, deren Kinder älter als 20 Jahre sind, erhält sie in dieser schwierigen Zeit keinen Corona-Erwerbsersatz. Der Lohnausfall bringt sie in unmittelbare finanzielle Nöte – und wie es beruflich weitergeht ist ungewiss.