Das sind die Stars hinter der Kampagne
Unsere Plakatkampagne wäre nichts ohne diese spannenden Menschen. Lernen auch Sie die Protagonist*innen näher kennen.
Susanna, naturverbunden
Das Foto ist auf einem Ausflug auf dem Weg zur St. Petersinsel auf dem Bielersee entstanden. Ich habe mit meiner Tante eine Pause eingelegt und etwas gegessen. Der See gehört zu meinem Leben. Mein Urgrossvater am Bielersee ein Häuschen gebaut und seit meiner Geburt verbringe ich jeden Sommer dort, das hat sich bis heute nicht verändert. Als Jugendliche mit Schulfreund*innen, als ich Mutter wurde mit meinem Sohn und heute mit meiner Mutter, die bereits 87 Jahre alt ist. Ich hoffe, die Tradition geht weiter, wenn mein Sohn mal Kinder hat. Vor 24 Jahren hatte ich einen Knochentumor und musste deshalb mein Bein amputieren lassen. Es war eine happige Zeit, aber es hat mich zu der Person gemacht, die ich heute bin – und ich wünsche mir kein anderes Leben.
„Ich wünsche mir, dass die Menschen aufmerksamer sind. Dass sie mich sehen und nicht den Rollstuhl oder die Krücken.“
Matthias, grosszügig
Das Foto ist bei einem Klassenausflug der heilpädagogischen Schule nach Appenzell entstanden. Mein Lehrer hat Geld abgehoben und ich habe ihn aus Spass nachgemacht – ich war ja noch ein Kind und hatte damals gar keine Bankkarte. Heute verdiene ich mein eigenes Geld, das ich für Kleider und im Ausgang mit Freunden ausgebe. Oder für Geschenke. Ich liebe es, meiner Familie und meinen Freunden an ihrem Geburtstag und an Weihnachten etwas zu schenken. Ich durchstöbere die Weihnachtsmärkte, um für alle das Passende zu finden.
„Ich möchte in Appenzell bei wichtigen Sachen mitbestimmen können. Leider darf ich aber nicht abstimmen und nur als Zuschauer an die Landsgemeinde.“
Jasmin, spassig
Das Foto ist im Badezimmer mit meiner Freundin Karin entstanden. Wir waren etwa sieben Jahre alt. Ich habe dem Partner meiner Mutter manchmal zugeschaut, wie er sich rasiert hat. Das wollte ich auch mal ausprobieren (lacht). Warum ich Schaum an der Stirn hatte, weiss ich nicht mehr. Der Partner meiner Mutter hat sich zumindest nie an der Stirn rasiert. Karin und ich lebten Haus an Haus und haben sehr viel Zeit miteinander verbracht und auch Blödsinn zusammen angestellt, fast wie Schwestern. Unsere Wege trennten sich für eine Weile, Karin hat eine Zeitlang in Kanada gewohnt, aber seit etwa knapp zwei Jahren wohnen wir wieder im selben Kanton. Wir haben es immer lustig, wenn wir uns sehen.
"Menschen mit Beeinträchtigungen stossen zu oft auf Barrieren. Es braucht mehr Rampen, Aufzüge, Informationsbildschirme, Untertitel und Texte in einfacher Sprache."
Kathrin und Niklas, unzertrennlich
Das Foto ist im Stöckli im Emmental entstanden, wo wir im Herbst oft unsere Ferien verbrachten. Ich habe mich als grosse Schwester gerne um meinen fünf Jahre jüngeren Bruder Niklas gekümmert und mit ihm was gemacht, z.B. Bilderbücher anschauen, und wenn unsere Eltern mal nicht zum Vorlesen Zeit hatten, habe ich ihm erklärt, was dort zu sehen ist. Wir sehen uns heute nicht mehr jeden Tag, aber wir unternehmen regelmässig etwas zusammen. Wir schwimmen zusammen im Rhein oder essen Glacé oder gehen ins Kino. Und wir waren schon alleine in Amerika in den Ferien – das war sehr toll.
„Behindert bin ich gar nicht, ich hab nur das Down-Syndrom.“
Lorenz, kontaktfreudig
Das Foto ist in einem Schullager in der ersten Klasse entstanden. Wir haben im Wald Cervelats grilliert und hatten es gut miteinander. Ich war schon damals gerne in der Natur und bin es heute noch. Mit einer Wandergruppe bin ich regelmässig unterwegs, natürlich auch im Wald. Es gibt sehr wenige Kinderfotos von mir, und die wenigen, die vorhanden sind, an denen habe ich grosse Freude. Das Foto ist mehr als 50 Jahre alt. Seither hat sich einiges verändert. Früher versteckte man meine Arme eher, heute zeige ich mich ohne Probleme im öffentlichen Schwimmbad. Ich habe eine positive Grundeinstellung, einen starken Willen und glaube an mich – und was mir sehr viel bringt, sind die vielen schönen Momente, die ich immer wieder erleben darf.
„Ich werde beim Einkaufen manchmal nicht ernstgenommen und man hört mir oft nicht richtig zu. Bei alltäglichen Verrichtungen brauche ich mehr Zeit und Energie.“
Marcel, fotogen
Das Foto wurde im Kindergarten Muttenz gemacht. Ich erinnere mich gut an den Tag, sogar an den Weg zum Kindergarten. Es war mein erstes professionell gemachtes Foto. Letztes Jahr hat ein Freund von mir, ein Hobbyfotograf, mit mir ein Shooting in Basel gemacht. Dabei sind wirklich schöne Bilder entstanden. Vor neun Jahren musste ich wegen Kieferkrebs im Gesicht operiert werden. An guten Tagen sehe ich die entsetzten Reaktionen der Mitmenschen nicht, doch das gelingt mir nicht immer. Trotzdem gehe ich immer offen und mit einem Lächeln auf Mitmenschen zu. Das hat mir meine Mutter mitgegeben. Man kann traurig zum Boden schauen oder seine Mitmenschen anlächeln. Ich entscheide mich für das zweite.
„Die schönsten Reaktionen kommen von Kindern. Wenn ich ihnen erzähle, was passiert ist, lautet die Antwort meistens: Hauptsache, es geht Dir wieder gut!“
Stefanie, abenteuerlustig
Das Foto ist auf einem Zeltplatz am Greifensee entstanden. Ich muss gerade aus dem Wasser gekommen sein, denn ich habe nasse Haare. Als Kind habe ich auf diesem Zeltplatz jedes Jahr meine Sommerferien verbracht. Wir waren im Wald, haben einen Zirkus vorbereitet und aufgeführt oder sind baden gegangen. Das habe ich immer gerne gemacht, ich fühle mich dabei schwerelos. Dank den Flossen kann ich mich vorwärtsbewegen. Ich hatte viele schöne Momente im Leben. Aber als Mensch mit einer Behinderung ist es leider oftmals nicht möglich, Spontanität auszuleben. Man muss im Voraus Assistenz oder Unterstützung organisieren – das schränkt mein Leben manchmal ziemlich ein.
„Leider ist es als Mensch mit einer Behinderung oftmals nicht möglich, Spontanität auszuleben. Man muss immer im Voraus Hilfen organisieren.“
Jürg, unternehmungslustig
Jürgs Nichte sagt: "Das Foto ist auf einem Kiesparkplatz der elterlichen Autogarage entstanden. Jürg und sein Bruder Beat haben in Sonntagskleidern zusammen mit dem Nachbarsjungen mit ihrem Spielzeugauto gespielt. Der Vater wollte ein Foto machen und entschied, dass der Nachbarsbub ans Steuer sitzen darf. Das gefiel Beat gar nicht, wie man an seinem Gesichtsausdruck erkennt. Jürg war da zufriedener und lehnte sich hinten ans Auto. Heute mag Jürg Lastwagen noch mehr als Autos: Die sind gross und können viel laden. Er schaut ihnen gerne beim Auf- und Abladen zu und kann ab und zu mit einem befreundeten Lastwagenchauffeur eine Tour unternehmen."
„Mein grösster Traum ist eine Reise nach Stuttgart ins grösste Mercedes-Benz Museum für Lastwagen und Nutzfahrzeuge.“