Mitten im Herbst trifft uns die zweite Corona-Welle um einiges heftiger als die erste: Schon die erste Welle hat die Menschen und erst recht Menschen mit Behinderungen sowie ihre pflegenden und betreuenden Angehörigen an den Anschlag gebracht. Die Zeit der Entspannung war nur kurz und mit dem Winter spitzt sich die Situation nun doppelt zu: „Die aktuelle Situation ist extrem herausfordernd, weil sie neue Benachteiligungen nach sich zieht. Wir brauchen zwingend gemeinsam abgestimmte Konzepte von Bund und Kantonen, wie die Mitmenschen mit Behinderungen in dieser schwierigen Zeit gezielt unterstützt werden können“, fordert Christian Lohr, Nationalrat und Vizepräsident von Pro Infirmis.
Stärkt Menschen mit Behinderungen während der Corona-Pandemie, schaut hin
Gerade für Menschen, die auf eine Assistenz und Unterstützung angewiesen sind oder die etwa Schwierigkeiten haben, die Corona-Regeln überhaupt zu verstehen, ist diese Corona-Krise eine fast nicht zu bewältigende Herausforderung. Menschen, denen die neue Realität mit Abstandhalten, Unsicherheit auf allen Ebenen und fragiler werdenden Unterstützungssystemen zu viel wird, wissen nicht mehr weiter. Sie verzweifeln und ziehen sich zurück. Die Verlagerung wesentlicher Teile des Lebens ins Digitale entlastet nicht nur, sondern ist für einige Menschen mit Behinderungen eine zusätzliche Heraus- oder Überforderung. Und den sozialen Kontakt ersetzen Computer nicht.
Pro Infirmis ruft die Öffentlichkeit auf, mit Menschen mit Behinderungen und ihren Angehörigen solidarisch zu sein. Das heisst, Betroffene mit dem Stempel Risikogruppe nicht gut gemeint plötzlich in Coronas Namen zu bevormunden oder von allem auszuschliessen. Das ist diskriminierend, verunsichert und treibt die schwächsten Mitglieder unserer Gesellschaft in die Einsamkeit. Dies bestätigt auch Christian Lohr: „Die Sensibilität für die besonderen Bedürfnisse von Menschen mit Behinderungen muss gerade während der Corona-Pandemie stärker werden.“ Deshalb rufen wir dazu auf, in den nächsten Monaten nicht gleichgültig zu werden, sondern mit der nötigen Empathie hinzuschauen. Denn Solidarität heisst auch, Regeln und Ausnahmen mit Augenmass sowie mittragen, dass nicht alle Menschen gleich mit der neuen Situation umgehen.
Ängste, Isolation oder Vereinsamung und Verunsicherung sind existentiell: Betroffene können sich jederzeit an die Pro Infirmis Beratungsstellen in ihrem Kanton wenden, wenn Sie nicht mehr weiter wissen. Wir sind mit unserer Sozialberatung und weiteren Dienstleistungen für Menschen mit Behinderungen und ihre Angehörigen auch in dieser Krise da. Nur gemeinsam schaffen wir es, gut über den Winter zu kommen. Schauen sie zueinander, bleiben Sie gesund.
Für Interviewanfragen an NR und Pro Infirmis Vizepräsident Christian Lohr sowie weitere Informationen stehen wir Ihnen gerne zur Verfügung.
Kontakt
Susanne Stahel, Mitglied Geschäftsleitung und Leitung Kommunikation und Mittelbeschaffung