Im Rahmen der 75-Jahr-Feierlichkeiten porträtieren die «Freiburger Nachrichten» zu jeder Veranstaltung von Pro Infirmis Freiburg eine/n Klient*in. An dieser Stelle fassen wir für Sie die Porträts im Überblick zusammen.
Porträts von Klienten zum 75-Jahr-Jubiläum
Francesco, 42 Jahre: «Vom begehrten IT-Talent zum IV-Rentner»
Francesco hatte eine glückliche Kindheit und wuchs in Deutschland mit seiner Mutter und seinen Geschwistern auf. In der Schule wurde der Francesco gefördert, war sogar in einem Programm für Hochbegabte. Doch seine Mutter verstarb früh, mit 14 Jahren nahm ihn seine Tante in Turin in seinem Heimatland auf. In der neuen Umgebung fand er sich nicht zurecht, statt Geborgenheit stiess er auf Ablehnung, auch wegen seiner Homosexualität. Es folgten psychische Probleme und Suizidversuche, die Behörden platzierten Francesco in einem Heim. Francesco begann eine Ausbildung und besuchte Informatikurse, sein Talent blieb nicht unerkannt. 19-jährige erlitt Francesco eine Hirnblutung, Als er im Spital aufwachte, war er auf der linken Seite / Bein teilweise gelähmt. Franceso war jung und sportlich, er lernte mit seinem Handicap umzugehen.
Beruflich ging es für den begabten Techniker steil bergauf, trotz der Schmerzen seit der Operation. Er fand eine Stelle bei einem IT-Unternehmen und verdiente gut. Schon bald lebte ein schönes Leben in Nizza mit viel Geld und Freunden und viel Spass. Doch dann die Diagnose: Magen-Speiseröhre-Krebs, Francesco wurde mehrere Male operiert, er ass irgendwann fast nichts mehr und wog noch 48 KG.
Sein Bruder holte in die Schweiz, wo er sich erholten konnte: Francesco tranierte hart, um wieder ins Leben zurückzufinden. Er fand eine Anstellung bei Orange und machte auch in der Schweiz rasch Karriere. Doch seine Lähmung verstärkte sich und die Magenprobleme machten ihm immer mehr zu schaffen. Ein Velounfall machte seine Pläne ganz zunichte und die Lähmung verschlimmerte sich dramatisch: Franceso ist seither querschnittsgelähmt.
Mit 30 Jahren wurde Francesco zu 100 Prozent IT-Rentner. Sobald es ihm besser ging, suchte er eine Teilzeitstelle, doch es war schwer, «Niemand wollte einen IV-Rentner einstellen», meint er designiert, Für Francesco Rullo war das bedrückend und unverständlich. «Als Behinderter wird man in eine Ecke gestellt.» Er plädiert dafür, dass der Bund Anreize dafür schafft, dass Unternehmen IV-Rentner einstellen.
Mit der Hilfe von Pro Infirmis fand er vor einem Jahr eine 30-Prozent-Stelle bei der Swisscom. Doch einmal mehr währte das Glück nicht lange. Die Gesundheit spielte nicht mit, neue Beschwerden tauchten auf. «Ich schaffe es nicht mehr, nebst allen Therapien arbeiten zu gehen.» Umso mehr, als er am Nachmittag, wenn er seine starken Medikamente eingenommen hat, schlafen muss. «Es schmerzt sehr, dass ich meine Arbeit wieder aufgeben muss.»
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Stefan, 47 Jahre: «Das Malen und Zeichnen war immer in mir drin»
Seit Stefan H. seine Arbeit im Atelier für Menschen mit Behinderung aufgegeben hat, widmet sich der 47-Jährige Stadtfreiburger ganz seinem Hobby, der Malerei. Der Freiburger wurde mit einer Zerebralparese und einem Herzfehler geboren, seine linke Seite ist teilweise gelähmt und aufgrund des Herzfehlers ist er schneller erschöpft. Das machte es schwer in den ersten Arbeitsmarkt zu gelangen, obwohl er nach der Orientierungsschule eine IV-Lehre als Büropraktiker in einer Schule für Körperbehinderte absolvierte.
Die Arbeit in den Ateliers für Menschen mit Behinderungen hat ihm nicht zugesagt, er fühlte sich nicht ernst genommen und ihm fehlte die Durchmischung: «Ich habe meine Heimat nicht gefunden», meint Stefan Herren. Vor gut acht Jahren hat er seine Arbeit im Atelier aufgegeben, seither widmet er sich ausschliesslich der Malerei, seiner grossen Leidenschaft. Seither lebt Stefan H. von seiner IV-Rente. Finanziell ist es schwierig, er kommt gerade so durch. Heute lebt Stefen Herren alleine: Pro Infirmis hat ihn auf dem Weg in die Selbstständigkeit unterstützt, mit dem Angebot «Begleitetes Wohnen», Noch heute ist Stefan Herren froh um die Dienste von Pro Infirmis, etwa beim Ausfüllen der Steuererklärung und bei Gesuchen zur IV und den Ergänzungsleistungen. Für die Zukunft wünscht sich Stefan mehr Inklusion: «Dazu aber braucht es wohl noch einige Generationen».
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Am 29. Mai hätte die inklusive Olympiade stattfinden sollen – coronabedingt findet sie jedoch erst am 11. Juni 2022 statt. Auf die Publikation des berührenden Porträts von Romany wollten die Freiburger Nachrichten dennoch nicht verzichten.
Romany, 30 Jahre: «Ich bin hirnverletzt, ich brauche für alles länger.»
Romany war 19-jährig, als eine Hirnblutung ihr Leben komplett auf den Kopf stellte. Pro Infirmis Fribourg hat Romany bei der Suche nach einem Reha-Platz geholfen und unterstützt sie bis heute bei der Bewältigung der administrativen Aufgaben im Alltag.
Die Hirnblutung erlitt Romany kurz vor Weihnachten 2009: Sie wird mehrmals operiert und ins Koma versetzt. Die Ärzte rechneten damit, dass Romany nur schwer behindert überlebt. Nach monatelangem Spitalaufenthalt ging es ihr besser, doch eines blieb zurück: ein Neglect, wie es die Ärzt*innen nennen, Romany konnte ihre linke Seite nicht mehr wahrnehmen. In der Physio- und Mentaltherapie lernte Romany mit ihrem Handicap umzugehen, aber belastbar ist Romany bis heute nicht. Scheinbar alltägliche Dinge, wie Gehen und Wäsche machen, fordern von Romany extreme Konzentration und die Müdigkeit tritt schnell ein.
Nach ihrer Hirnblutung versuchte sie, in den Beruf als Autolackiererin zurückzukehren. Doch die Arbeit war zu körperlich und mental zu anstrengend. Eine Umschulung folgte, erst ein Hauswirtschaftspraktikum, dann die Ausbildung zur Aktivierungstherapeutin. Eine Stelle hat Romany bis heute nicht gefunden, der Einstieg gestaltet sich mit dem Handicap schwer: «Wir leben in einer Gesellschaft, die sich nie Zeit nimmt», sagt Romany.
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