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„Die alltägliche Sichtbarkeit von Behinderung ist noch immer zu gering“

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Pro Infirmis Basel-Stadt feiert am 15. November das 50jährige Jubiläum. Das ist nicht nur ein guter Grund zum Feiern, sondern auch ein guter Anlass, um dem Kantonalen Geschäftsleiter Michel Voisard, ein paar Fragen zu stellen. Lesen Sie das Interview zum Jubiläum.

1. Habt ihr für euer Jubiläum etwas Spezielles geplant?

Ja, zum Geburtstag anfangs Juli haben wir eine Jubiläumszeitung mit vielen Bildern, alten Zeitungsberichten und Stadtplänen herausgegeben und am 15. November steigt unser grosser Jubiläumsanlass in einem Kino in Basel mit zahlreichen Gästen, u.a. dem Regierungsrat C. Brutschin. An diesem Anlass zeigen wir den eigens fürs Jubiläum von uns produzierten Dokumentarfilm, welcher drei Menschen mit Behinderung im Alltag portraitiert. Der Film heisst „über die kleinen Wunder im Leben“.

2. In den 50 Jahren hat Pro Infirmis Basel-Stadt in der Region viel für die Menschen mit Behinderung gemacht. Welche Erfolge würdest du rückblickend speziell würdigen?

Pro Infirmis Basel-Stadt hat sich einen sehr guten Ruf in einem Umfeld, mit ausserordentlich vielen Partner-Beratungsstellen im Bereich Menschen mit Behinderung geschaffen. Viel Aufmerksamkeit und Achtung hat sicherlich auch unsere Pionierhaftigkeit im hindernisfreien Bauen erreicht; diese gute Arbeit strahlt in die ganze Schweiz aus. So waren in diesem Sommer in der gleichen Woche zufällig und unabhängig voneinander die renommierten Architekten Pierre de Meuron und Peter Zumthor bei unserem Fachberater Hindernisfreies Bauen.

3. Was wünscht Du dem Geburtstagskind für die Zukunft?

Wir haben in den letzten Jahren unser Dienstleistungsportfolio erweitert, z.B. mit der Assistenzberatung, dem Treuhanddienst und den digitalen Stadtplänen. Zeitgleich haben wir unsere Betriebsaufwendungen kontinuierlich gesenkt, was wichtig war im Hinblick auf die neue Finanz- und Dienstleistungsstrategie. Dies war nur möglich, weil in unserem Team eine gute, konstruktive Stimmung herrscht und alle die dazu nötige Flexibilität mitbringen und viel Engagement zeigen. Dafür danke ich allen ganz herzlich, und hoffe, dass wir diesen Weg kontinuierlich zusammen weitergehen können.

4. Basel-Stadt hat im Vergleich zu anderen Kantonen ein fortschrittliches Behindertenrechtegesetz (BRG). Wo gibt es deiner Meinung nach für die Zukunft trotzdem noch viel zu tun?

Was mir auffällt ist, dass die alltägliche Sichtbarkeit von „Behinderung“ noch gering ist und es kaum zu selbstverständlich-zufälligen Begegnungen kommt. Ich war dabei, als wir in Basel in den 90er Jahren für «Au miir wänn Bus und Trämli fahre» demonstriert haben (ich arbeitete damals noch für den Schweizerischen Invalidenverband). Wir alle hatten uns in der Stimmung, die damals herrschte, grosse Hoffnungen gemacht, dass sich das Alltagsbild in unserer Stadt durch die Verbesserung der Zugänglichkeit vom öffentlichen Verkehr stark verändern, die Sichtbarkeit im Sinne einer Normalität von Behinderung zunehmen würde. Leider wurde diese Hoffnung nicht erfüllt – ich persönlich finde nicht, dass sich in der Hinsicht viel verändert hat. Ich schliesse daraus, dass die Hindernisse auf verschiedenen Ebenen noch immer zu gross sind. Für mich ist die alltägliche Sichtbarkeit ein wichtiger Gradmesser um beurteilen zu können, wo wir bezüglich Inklusion stehen.

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