Die Diskussion über die Inklusion in der Bildung wurde kürzlich auf kantonaler wie auch nationaler Ebene neu lanciert. Pro Infirmis hat das Thema an der Delegiertenversammlung aufgegriffen. Für die Organisation ist klar, dass das Recht auf die gleichberechtigte und inklusive Teilhabe an der Bildung für die Schweiz verpflichtend ist und nicht in Frage gestellt werden darf.
«Inklusion in der Bildung ist nicht verhandelbar»
Mit der Ratifizierung der UN-Behindertenrechtskonvention vor 10 Jahren verpflichtet sich die Schweiz unter Artikel 24 zu einem integrativen Bildungssystem: Niemand darf aufgrund von Behinderung vom allgemeinen Schulunterricht ausgeschlossen werden.
Die Überprüfung der Umsetzung dieses Artikels in der Schweiz führte beim Ausschuss der UNO 2022 noch zu Besorgnis. Denn nach wie vor wird eine hohe Anzahl Kinder in separierenden Bildungseinrichtungen unterrichtet und die Ressourcen zur Unterstützung der inklusiven Bildung in der Regelschule sind mangelhaft.
Unberechtigte Zweifel an Fortschritten
Statt dieser Besorgnis zu begegnen und über die notwendige Unterstützung zu debattieren, wird die inklusive Bildung jedoch heute in der Schweiz auch wieder in Frage gestellt. Mit kantonalen Initiativen und Positionspapieren von Parteien wird dieser bildungspolitische und menschenrechtliche Fortschritt angezweifelt.
An der Delegiertenversammlung von Pro Infirmis vom 21. Juni in Biel, fand Co-Präsident Manuele Bertoli klare Worte zu dieser Entwicklung: «Die Inklusion in der Bildung ist nicht verhandelbar». Und sie sollte es auch nicht sein, denn die Vorteile der integrativen Schule überwiegen gemäss wissenschaftlichem Stand eindeutig, wie Romain Lanners, Direktor des Zentrums für Heil- und Sonderpädagogik, gegenüber dem Tagesanzeiger bestätigte.
Als ehemaliger Vorsteher des Departements für Erziehung, Kultur und Sport des Kantons Tessin kann Bertoli auch das Argument der Kosten entkräften, das oft vorgebracht wird: «Es gibt keine Einsparungen durch die Separation von Kindern, auch Sonderschulen müssen bezahlt werden und ein paralleles System ist, wenn, dann teurer».
Klare Position von Pro Infirmis
Wenn die Schweiz sich zu einer inklusiven Gesellschaft entwickeln will, ist die Teilhabe an der Grundbildung unverzichtbar. Hier entstehen Begegnungen zwischen Menschen mit und ohne Behinderungen, die in der heutigen Gesellschaft noch viel zu selten sind. Pearl Pedergnana, Co-Präsidentin von Pro Infirmis, findet darum zum Abschluss der Delegiertenversammlung klare Worte: «Wir müssen und werden uns für die Inklusion in der Bildung einsetzen und dafür kämpfen».