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Auf zum Frauenstreik am 14. Juni 2019

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Am 14. Juni werden Tausende von Frauen auf die Strasse gehen. Auch Angie Hagmann wird dabei sein. Sie ist hörbehindert und Leiterin von avanti donne, der Interessenvertretung von Frauen und Mädchen mit Behinderung. Zeit für ein Interview über Gleichstellung und Mehrfachdiskriminierung.

Frau Hagmann: Im Vergleich zum letzten Frauenstreik im Jahr 1991. Hat sich die Situation für Frauen mit Behinderung etwas gebessert?

Sicher. 1991 waren Frauen mit Behinderung weder auf der Strasse sichtbar, noch waren sie für irgendeine der vielen Frauenorganisation und Parteien ein Thema. Und avanti donne gab es damals noch nicht. Seit 1991 hat sich vor allem die Zugänglichkeit zu Verkehrsmitteln und im öffentlichen Raum verbessert. Davon profitieren natürlich auch die betroffenen Frauen. Und das Bewusstsein, dass auch Frauen mit Behinderung in erster Linie Frauen sind, ist bei den Betroffenen ebenfalls gewachsen. Beim jetzigen Streik organisieren sie sich immerhin in einigen Städten und beteiligen sich aktiv. Sichtbarkeit im öffentlichen Raum und in neuen Rollen – hier als aktive, selbstbewusste Frauen – finde ich extrem wichtig.

Was muss sich ändern, dass Frauen mit einer Behinderung nicht mehr diskriminiert werden?

Eine «Behindertenpolitik», die Frauen und Männer mit Behinderung nicht konsequent als geschlechtliche Neutren behandelt, wär‘ schon mal ein guter Anfang. Auch die Datenlage in den relevanten Lebensbereichen wie Erwerbsarbeit, Gesundheit, Gewalt usw. ist in Bezug auf Frauen mit Behinderung in der Schweiz prekär. Und ohne Evidenz wird nichts passieren. Weiter muss auch die Solidarität unter den Betroffenen – Frauen wie Männern – zunehmen.

Man spricht immer von Mehrfachdiskriminierung. Können Sie uns ein anschauliches Beispiel geben, was damit gemeint ist?

Der Zusammenhang zwischen Teilzeitarbeit – teilweise auch wegen Familienpflichten von Frauen mit Behinderung – und entsprechend tieferen IV-Renten sowie der  eingeschränkten beruflichen Vorsorge ist leicht nachvollziehbar. Aber auch die Folgen der IV-Revision 6a mit dem zeitweiligen Ausschluss bestimmter Erkrankungen von der Rentenberechtigung trifft bei einigen Diagnosen Frauen viel stärker als Männer. Ganz einfach, weil es viel mehr betroffene Frauen gibt.

Wann fühlten Sie sich zuletzt diskriminiert als Frau und gleichzeitig aufgrund ihrer Behinderung?

Bei jeder Veranstaltung, die sich an Frauen richtet, die aber für Frauen mit bestimmten Behinderungen nicht zugänglich oder nicht verständlich ist. Als spätertaubte Frau erlebe ich diese Situation leider regelmässig. 

Zur Website von avanti donne

Pro Infirmis am Frauenstreiktag - Besammlungszeiten am 14. Juni

Am 14. Juni werden in der ganzen Schweiz sichtbare Zeichen für die Gleichstellung von Frauen gesetzt. Auch Pro Infirmis macht mit und ist in den Städten, Zürich, Neuenburg und Bellinzona dabei – mit Frauen, welche unsere Forderungen unterstreichen.

Besammlungszeiten: 

Zürich: 16.30 Uhr, Carparkplatz Sihlquai, hinter Bahnhof SBB

Neuenburg: 17 Uhr, Treffpunkt beim Bahnhof SBB

Bellinzona: 16 Uhr, Via Stazionale 33

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